Schnipp, schnapp, Balken ab!

Wer schon einmal die Geschichte des Carolinenhofs gelesen hat, weiß, dass er ein Gulfhof, der als Holzgerüstbau in Ständerbauweise erbaut wurde, ist. Das heißt, dass es kaum tragende Wände gibt, sondern ein Gerüst aus dicken Balken und Ständern dem Gebäude Stabilität gibt. Dieses Holz stammt noch aus dem Baujahr des Carolinenhofes, 1854, und ist in den allermeisten Bereichen noch in tadellosem Zustand.

Zu Beginn der Bauarbeiten im Hof stellte sich heraus, dass der große, dicke Ständer im Bereich der zukünftigen Dauerwohnung nicht mehr ganz in Ordnung ist. Der unterste Abschnitt war innen morsch geworden, da offensichtlich das Eichenbrett unter dem Ständer fehlte, das aufsteigende Feuchtigkeit verhindert hätte. Da das Stück nicht zu groß war, hatten die Experten direkt eine Lösung parat: Man würde den Ständer etwas anheben, das morsche Stück einfach abschneiden, auf dem Fundament einen Sockel hochmauern, ein Eichenbrett dazwischen einlegen, den Ständer wieder herablassen – und fertig wäre der reparierte Ständer. Das nannten die „einfach“? Für uns Laien klang das schon sehr abenteuerlich. Aber die Handwerker gingen flott ans Werk.

Als erstes wurde eine Abstützkonstruktion gebaut, mit einem integrierten alten Wagenheber. Dann wurde der Ständer oberhalb der morschen Stelle abgesägt. Der schwebende Balken war ein sehr gewöhnungsbedürftiger Anblick! Als nächstes wurde das darunter befindliche Fundament mit noch vorhandenen alten Steinen hochgemauert, bis nur noch eine kleine Lücke bis zum Ständer vorhanden war. Nachdem der neue Sockel über eine Woche lang trocknen konnte, wurde das Eichenbrett, das als Sperre für aufsteigende Feuchtigkeit dienen soll, eingesetzt und die Stütze entfernt. Et voilà: Der Ständer ist wieder einsatzfähig.